Carte Blanche: Jonas Ruther

Brigitta Grimm11-28-20245 min. Lesedauer

Jonas Ruther fotografiert, kuratiert seit 2020 die Konzerte im Kulturlokal Rank, ist Vater zweier Töchter und ein absoluter Tee-Nerd mit einer Vorliebe für Pu-Erh. Der Zürcher Schlagzeuger gehört zu den neun Musiker*innen, die in der Saison 24/25 eine Carte Blanche erhalten haben. An seinen Konzertabenden wird es groovy, emotional, meditativ, immersiv. In einem Gespräch hat er mehr über sein Vorhaben erzählt.

Jonas Ruther ist aus der Zürcher Jazzszene nicht mehr wegzudenken und das nicht erst seit seinem Engagement im noch jungen Kulturlokal Rank. Tatsächlich genoss er eine recht klassische Ausbildung und begann zunächst als Trommler in der Tambourenschule der Knabenmusik der Stadt Zürich. Doch kaum zeigte ihm sein Vater ein Album des McCoy Tyner Trio und eines von Keith Jarrett, gab es kein Zurück mehr. Jazz it is! Es folgten ein Studium an der Jazz-Schule in Luzern und eine halbjährige Reise zum Konzerte-Hören nach New York.Eine langjährige Zusammenarbeit schätzt Jonas Ruther ganz besonders. So beispielsweise auch sein zurzeit ältestes, noch andauerndes Projekt: The Jazz Trio mit Florian Egli (Saxophon), Raphael Walser (Bass), das es schon seit 15 Jahren gibt. Gemeinsam schnappen sie sich Stücke aus dem Great American Songbook und befördern sie mit Respekt und Wertschätzung in die Gegenwart. Besonders unterhaltsam sind hierbei ihre Guerrilla-Videos, die von Ursina Giger gefilmt werden.
Am liebsten sei er in Kollektiven, erzählt Jonas Ruther. Er möge diese lieber als Bands, in denen jemand den Lead hat, Musik schreibt und sagt, wie’s läuft. Nebst The Jazz Trio sind dies zurzeit divr (mit Philipp Eden und Raphael Walser), Simon Spiess Quiet Tree (mit Simon Spiess und Marc Méan) und HELY (mit Lucca Fries). «Es geht mehr darum, herauszufinden, was die gemeinsame Schnittmenge ist und das wird dann die Musik.» Dieser kollaborative Ansatz, den Jonas Ruther in seiner Musik verfolgt, ist wiederum auch der rote Faden seiner Carte Blanche-Abende, die er während dieser Saison im Moods und im Kunstraum Walcheturm veranstaltet.
05.12.2024: RUTHER LANA & MISS C-LINE feat. Gaston Bandimic
RUTHER LANA & MISS C-LINE ist ein Trio, das der Schlagzeuger Jonas Ruther vor erst gerade einem Jahr ins Leben gerufen hat. Für Jonas Ruther, der in seiner Jugend durch Musiker*innen wie House of Pain, Ice-T und die Beastie Boys geprägt wurde, markiert dieses Projekt in gewisser Weise eine Rückkehr. Während der Pandemie wurde ihm bewusst, dass er selbst noch nie Hip-Hop gespielt hatte. So begann er, an Hip-Hop-Cyphers mitzuspielen, mit MCs zu experimentieren und diese Erfahrungen mit seiner Liebe zum Impro-Jazz zu verbinden.Ursprünglich basierte das Projekt RUTHER LANA & MISS C-LINE auf seinen eigenen Beats, doch mittlerweile bringt jedes Mitglied seine Ideen ein, wodurch sich die Band zu einem lebendigen, gleichberechtigten Kollektiv entwickelt hat. «Es ist, als würde man ein Pflänzlein setzen», beschreibt Jonas den kreativen Prozess. Gemeinsam schaffen Jonas Ruther (Schlagzeug), François Lana (Synthesizer) und Carolina (Melodien und Lyrics) eine einzigartige Verbindung aus Hip-Hop und Jazz-Improvisation, geprägt von komplexen Rhythmen wie 5-über-4 oder 7-über-4. Und es ist beeindruckend, wie Carolina über diese anspruchsvollen Beats rappt.Ein besonderes Highlight des Konzerts im Moods ist die einmalige Zusammenarbeit mit Gaston Bandimic, einem Rapper aus Dakar, Senegal, der in Lyon lebt. Jonas entdeckte Gaston Bandimic über Instagram und lädt ihn im Rahmen seiner Carte Blanche-Reihe nach Zürich ein – obwohl sie sich zuvor noch nie persönlich getroffen haben. Ihr gemeinsamer Auftritt wird ein aufregendes Experiment, bei dem alle Musiker*innen am Konzerttag erstmals gemeinsam proben werden.Im Sommer 2025 nehmen RUTHER LANA & MISS C-LINE ihr erstes Album auf – wir sind schon gespannt!
10.01.2025: «deep dive» mit Ganesh Geymeier, Anna Papst und Chantal LeMoign und divr
Einmal eintauchen und sich treiben lassen...
Was schon musikalisches Programm von divr ist, gibt es an diesem Abend im Grossformat. Die Idee des Abends: Ein immersives Erlebnis, bei dem Musik, Raumgestaltung und Performance eine Einheit bilden. Von einem Solo-Set des Saxophonisten Ganesh Geymeier gleitet man vorbei an einem von Chantal LeMoign gelesenen performativen Theatertext von Anna Papst, hin zu einem abschliessenden Set von divr. Besonders gespannt kann man darauf sein, was das Kurator*innen-Duo MADAM, bestehend Marco Mercuzio Peron und Mara Miccichè, gestalterisch in den Räumlichkeiten des Walcheturms schaffen wird.
Die Musiker des Trios, Philipp Eden (piano), Raphael Walser (bass) und Jonas Ruther (Schlagzeug) kennen sich eigentlich schon sehr lange. Zuerst bildeten sie die Rhythm-Section einer anderen Band. Was zuerst in langen, abgespaceten Outros dieses früheren Projekts getestet wurde, heisst jetzt divr – wie ein Taucher. «Es ist wirklich Musik zum Eintauchen. Wie in einem Sog wird viel wiederholt und geloopt», erklärt Jonas Ruther. Die Musik, entsteht durch Echtzeit-Kompositionen bei der die individuellen Stärken und Eigenheiten der Musiker in den achtsamen, kreativen Prozess einfliessen und sich entfalten. Ständig in Bewegung, wandelbar, wunderschön – wie in einem breiten Fluss oder auf hoher See.Im Februar 2024 erschien ihr Debut-Album bei We Jazz Records. Reinhören lohnt sich!
23.02.2025: Ingoma Busuku
Die Geschichte von Ingoma Busuku begann mit einem ersten Kontakt zwischen Jonas Ruther und dem südafrikanischen Saxofonisten Linda Sikakhane. Vermittelt durch Nduduzo Makhathini, planten die beiden ursprünglich 2020 eine Tour durch die Schweiz. Aufgrund der Pandemie musste die Tour jedoch mehrfach verschoben werden, bis sie 2022 endlich stattfinden konnte. Die Chemie zwischen den Musikern stimmte sofort und eine weitere Zusammenarbeit war unvermeidlich.Auf der darauffolgenden Tour in Südafrika, traten sie neu auch zusammen mit dem Sänger Paras Dlamini auf. «Es ist so intensiv!», erzählt Jonas Ruther begeistert über Paras Dlaminis berührenden Gesang, den er im Rahmen der Carte Blanche dem hiesigen Publikum näherbringen will. Das Konzert im Moods wird nämlich Dlaminis erster Auftritt in Europa sein. Auch der Name der Band «Ingoma Busuku» kommt aus der südafrikanischen Gesangstradition und bedeutet nämlich auf isiZulu «Lied der Nacht» und verweist auf die Texte, die tief in der Zulu-Tradition verwurzelt sind und gleichzeitig universelle Themen wie Liebe, Spiritualität und die Verbindung zu den Ahnen reflektieren. Diese vereint die Band mit groovigen Rhythmen, spirituellen Melodien und feiner Improvisation. Einen Vorgeschmack aufs Konzert gibt es bereits: Während ihrer Tournee in Südafrika nahm die Band ihr erstes Album auf, «Isambulo» (2022), das von niemand geringerem als Nduduzo Makhathini produziert wurde. Dabei war das Team mit Herausforderungen wie täglichen Stromausfällen konfrontiert, was die Aufnahmen zu einer abenteuerlichen Erfahrung machte. Die meisten Tracks des Albums, das innerhalb von drei Tagen in einem Studio in Kapstadt entstand, sind First Takes – ein Zeugnis der beeindruckenden musikalischen Synergie der Gruppe.Bei diesem Line-Up lohnt sich auf jeden Fall, diese musikalische Reise anzutreten!

Jonas Ruthers Carte Blanche-Abende

  • RUTHER LANA & MISS C-LINE feat. Gaston Bandimic

    Jonas Ruther

    • Rap / R'n'B / Brass
    • Jazz
    • Rap
    • Experimental Jazz
  • Carte Blanche

    Jonas Ruther – «deep dive» im Kunstraum Walcheturm

    • Ganesh Geymeier Solo

      JazzJazz Modern Creative
  • Carte Blanche

    Jonas Ruther – «deep dive» im Kunstraum Walcheturm

    • «Boah, das Meer»

      Experimental
  • Carte Blanche

    Jonas Ruther – «deep dive» im Kunstraum Walcheturm

    • divr

      Jazz Modern CreativeContemporary Jazz
  • Carte Blanche

    Jonas Ruther

    • Ingoma Busuku

      JazzJazz Modern CreativeGlobal SoundsAfricaSpiritual Jazz

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