Carte Blanche: Franziska Bruecker

Pascale Diggelmann12-03-20244 min. Lesedauer

Franziska Bruecker gehört zu den neun Künstler*innen, die vom Moods eine Carte Blanche für die Saison 24/25 erhalten haben. Die Sängerin und Komponistin hat in diesem Rahmen unter anderem ein neues Veranstaltungsformat konzipiert, den SALON OUTSIGHT. Im Gespräch erzählt sie, wie es dazu gekommen ist.

Franziska Bruecker ist Musikerin und Komponistin, ihre Instrumente sind Stimme und Elektronik, ihre Projekte bewegen sich zwischen Musik und Installation. Im Rahmen der Carte Blanche hat sie nun das neue Veranstaltungsformat SALON OUTSIGHT ins Leben gerufen. «Ich wollte die Carte Blanche nutzen, um etwas entstehen zu lassen, das es vorher noch nicht gab», so Bruecker. Auslöser für den SALON OUTSIGHT war das Solostück «Essay on Distance», in welchem sich Franziska Bruecker damit auseinandersetzte, wie es für sie ist, als Frau und als Sängerin auf der Bühne zu stehen. «Ich habe 2008 begonnen, Musik zu studieren, da war #metoo noch in weiter Ferne, Sängerinnen waren praktisch die einzigen Frauen, die es in der Klasse gab. Gesangsdozentinnen waren fast die einzigen weiblichen Lehrpersonen und die Sängerinnen machten die Mehrheit der Studentinnen aus. Es war keine einfache Zeit und es fehlte an Vokabular für vieles», erinnert sich Bruecker.Raum für Dialog schaffen
Dazu kommt, dass auf der Bühne zu stehen für Musiker*innen generell herausfordernd sein kann: «Im Gegensatz zum Theater unterscheidet das Publikum bei Konzerten nicht zwischen der Figur auf der Bühne und der Person, die sie nachher an der Bar treffen. Eine Konzertbühne ist halt überhaupt kein Safe Space. Eher so eine öffentliche Peepshow.» Je mehr sich Bruecker damit auseinandersetzte, desto klarer wurde, dass sie nicht die Einzige ist, die sich mit diesen Themen beschäftigt. So entstand die Idee für den SALON OUTSIGHT: «Ich habe gemerkt, dass es mich interessiert, was andere mit diesem Konflikt machen, dass sie zwar auf der Bühne arbeiten, aber das gar nicht nur einfach finden.» Die Idee für den «Salon» kam Franziska Bruecker, weil sie bewusst ein niederschwelliges Format schaffen wollte: Der Salon soll einen Raum kreieren, in welchem ein Dialog entstehen und die Auseinandersetzung gemeinschaftlich geschehen kann, zusammen mit dem Publikum.
Ein Projekt, das viel in Bewegung setzt
Um den SALON OUTSIGHT zu realisieren, lancierte Franziska Bruecker einen Open Call: «Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Open Call gemacht, das war sehr aufregend.» Ziel des Open Calls war es, auch Leute ausserhalb der eigenen «Bubble» zu erreichen. So haben beispielsweise auch Helvetiarockt, die Bøwie Gallery und andere Organisationen die Ausschreibung geteilt. Eingereicht wurden rund 25 Bewerbungen. «Es sind wirklich tolle Projekte reingekommen, es hat viel Spass gemacht, diese durchzuschauen und zu merken, was alles am Tun ist da draussen», erzählt Bruecker. Die Auswahl hat sie zusammen mit der Schauspielerin Annina Polivka getroffen. «Da Annina Polivka aus dem Theater kommt, hat sie einen eher dramaturgischen Blick auf die Dinge. Das fand ich eine gute Ergänzung, da ich ja selbst sehr aufs Audio fokussiert bin.» Aus den Bewerbungen haben die beiden dann vier Projekte zwischen Musik und Performance ausgewählt: «Zwei der Projekte existierten bereits und zwei gab es vorher nicht, da war der Open Call die Initialzündung dafür, was mich sehr freut.» Nicht nur hat Bruecker mit der Lancierung des SALON OUTSIGHT den Raum geschaffen, dass neue Projekte entstehen können, sondern auch ein Veranstaltungsformat kreiert, welches das Potential hat, weiter zu bestehen: Neben der Aufführung im Moods wird SALON OUTSIGHT am 18.02.25 in der Kaserne Basel und am 25.02.25 im Neubad Luzern stattfinden. Es handelt sich um eine Kooperation mit dem seit 2018 bestehenden feministischen salon Basel. Franziska Bruecker und Franca Schaad vom feministischen salon werden den Abend dort zudem um eine Podiums- und Publikumsdiskussion erweitern.
««Eine Konzertbühne ist halt überhaupt kein Safe Space. Eher so eine öffentliche Peepshow.»»
Franziska Bruecker
Mit dem SALON OUTSIGHT wagt sich Franziska Bruecker selbst auch auf Neuland hinaus: «Ich habe mich mit diesem Projekt in eine Kurationsrolle begeben, ich bin am Veranstalten und bringe Leute zusammen. Das fühlt sich gut an.» Auf die Frage, welches Publikum sie sich wünscht, meint Franziska Bruecker: «Ich hoffe, wir ziehen ein möglichst diverses Publikum an.» Die Idee mit dem SALON OUTSIGHT sei auch, einen Raum einzunehmen, der nicht per se dafür gedacht ist und damit Hemmschwellen abzubauen für Menschen, die vielleicht noch nie im Moods waren oder sich erst wenig mit diesen Themen auseinandergesetzt haben.

Weitere Carte Blanche-Konzerte
Franziska Bruecker wird am 06.02.25 zudem im Duo mit Dave Gisler, der ebenfalls eine Carte Blanche erhalten hat, im Moods spielen. «Das Duo mit Dave Gisler ist ein Herzensprojekt, uns war beiden klar, dass wir das auf jeden Fall zeigen wollten», so Bruecker. Das Duo wird im Rahmen der Carte Blanche von Dave Gisler auftreten.

Der erste Carte Blanche-Abend von Franziska Bruecker fand mitte November mit BrueckerMeisterTrauffer und Fitzgerald & Rimini statt. Bruecker erzählte im Gespräch, wie sie den Abend zusammengestellt hatte: «BrueckerMeisterTrauffer ist mein Urgestein, es ist für mich zu einem sehr wichtigen Projekt geworden über die letzten Jahre, auch während Covid. Da war mir schnell klar, dass ich diesem Projekt Raum geben möchte.» Das Trio bestehend aus Franziska Bruecker, Anna Trauffer und Gerhard Meister hat zusammengefunden, weil sie alle gerne mit dem ZwischenRaum zwischen Wort und Musik arbeiten. «Uns interessiert es, wie wir mit dieser Hierarchie, die oft entsteht, wenn Text und Musik auf der Bühne aufeinandertreffen, spielen können.» Der Abend wurde ergänzt durch Fitzgerald & Rimini: «Ich habe dann nach etwas gesucht, das in einer ähnlichen Lust und Balance zwischen Musik und Text arbeitet. Und das ist bei Fitzgerald & Rimini Programm.»

Carte Blanche-Konzerte Franziska Bruecker

  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker – SALON OUTSIGHT

    • Franziska Bruecker: Essay On Distance

      ExperimentalJazz
  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker – SALON OUTSIGHT

    • Sonia Loenne: Moving In

      Experimental
  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker – SALON OUTSIGHT

    • Margaux Huber: Le Gay Printemps, short cut geraniums stage version

      Experimental
  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker – SALON OUTSIGHT

    • Bernadette Köbele: I like patriarchy and patriarchy likes me *stage

      Experimental
  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker – SALON OUTSIGHT

    • Naira Ramos: Bitch Pose

      Experimental
  • Carte Blanche

    Dave Gisler

    • Franziska Bruecker & Dave Gisler

  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker

    • BrueckerMeisterTrauffer

      Experimental
  • Carte Blanche

    Franziska Bruecker

    • Fitzgerald & Rimini

      Experimental