Carte Blanche: Andrea Kirchhofer

Brigitta Grimm10-15-20254 min. Lesedauer

Bei Andrea Kirchhofers Carte Blanche kommt Vieles zusammen: Violine und Stimme, Jazz und Text, Elemente aus Volksmusiken aller Welt. Was uns an ihren drei Abenden im Moods erwartet, hat sie in einem Gespräch erzählt.

Andrea Kirchhofer macht Musik zwischen Jazz, neuer Volksmusik, experimentellem Rock und Pop, Musik für Tanz, Theater und zirzensische Produktionen. Meistens spielt sie Konzerte mit den Bands Zugluft, Rodas, Soras, Šuma Čovjek und Altfrentsche Besetzung. Tatsächlich wäre es fast anders gekommen: Als Teenager galt ihre grosse Begeisterung nämlich dem Theater und sie wollte ursprünglich eine Schauspielausbildung machen. Obwohl das Leben sie dann doch zur Musik lenkte, blieb ihr Interesse fürs Theater weiterhin bestehen.Heute schätzt sie die Arbeit als Musikerin fürs Theater sehr: «Sie ist sehr inspirierend und bereichernd für die Arbeit in den Bands, um etwa Inspiration und Klangideen für neue Stücke zu finden – und einfach als Kontrast zum blossen Musikmachen».
Die Musik für die neue Produktion «Nichts als ein Versuch» von Lukas Roth, entwickelte sie etwa improvisatorisch mit ihrer Mitmusikerin Jeanne Larrouturou. Klingt spannend? Das Theater kommt im Winter auch ins Theater Stadelhofen! Im Moods lernen wir zunächst aber eine andere Seite von Andrea Kirchhofer kennen.
Zugluft & Jarry Singla
Donnerstag, 23. Oktober 2025, 20:30 Uhr
Zugluft ist das Projekt, das Andrea schon am längsten begleitet, denn die Zusammenarbeit mit dem Bassklarinettisten Bruno Strüby besteht schon seit über 20 Jahren. Kennengelernt haben sich die beiden 2003 in Irland, als Andrea mit nur 18 Jahren ein ganzes Jahr dort verbrachte, um Strassenmusik zu machen und die irische Volksmusik zu lernen. Seither machen sie in dieser einzigartigen Besetzung (Andrea Kirchhofer habe mal gesucht, aber bis heute noch kein Duo mit denselben Instrumenten gefunden) die Bühnen mit ihrer «Folklore imaginaire» unsicher.Die Folklore imaginaire speist sich aus dem Vokabular der Traditionen, an denen sich die beiden Musiker*innen in der Vergangenheit orientiert haben, etwa aus Klezmer und irischer Volksmusik. Dieses ursprüngliche Repertoire liege aber schon lange zurück, meint Andrea Kirchhofer. Die Musik von Zugluft entsteht heute nämlich völlig losgelöst von jeglicher Volksmusik «entweder einfach über Improvisationen in einer Probe oder eine*r von uns bringt Ideen oder ein relativ fertiges Stück mit, das wir dann gemeinsam arrangieren oder weiterentwickeln.»
Jarry Singla, einen Pianisten aus Köln, lernte Andrea Kirchhofer während eines Atelieraufenthalts in der Paris Cité des Arts kennen, nachdem sie vom Kuratorium Aargau ein Stipendium erhalten hatte. Singla war ihr Ateliernachbar, erzählt Andrea, «aber ich hatte das bessere Klavier bei mir im Atelier!» Darum habe er einerseits manchmal bei ihr geübt, andererseits hätten sie aber auch angefangen zu improvisieren und bekamen Lust auf ein gemeinsames Projekt.
Mit Zugluft habe es sich angeboten, «weil die Kompositionen von ihm und uns doch recht unterschiedlich sind, aber doch sehr zueinander passen. Seine sind mehr von der indischen Musik inspiriert und er ist noch mehr im Jazz verwurzelt – und wir waren neugierig, wie unsere Stücke mit einem Klavier klingen würden.» Durch die Carte Blanche blüht das Trio wieder auf – und hier ein kleines Amuse-Bouche vorweg:
Andrea Kirchhofer & Irina Ungureanu
Sonntag, 1. Februar 2026, 19:00 Uhr
Zwei Geigen, zwei Stimmen und Texte auf Mundart. «Es ist sehr spannend, hier etwas ganz Neues zu entwickeln», erzählt Andrea Kirchhofer begeistert, «und ich habe bis jetzt eigentlich nur Songs auf Englisch geschrieben.» Es sei auch eine Herausforderung mit Violine und Gesang zu arbeiten, da beide Instrumente ungefähr denselben Tonumfang besitzen: «Wie kriegt man ein Klangbild hin, das sich vollständig anfühlt?» Sie freue sich darauf, diese Besetzung auszureizen und zu erforschen, was sich da an Klangkosmen erschaffen lässt.
Wie sie hat auch Irina Ungureanu einen Theaterbackground; gemeinsam spielen sie auch im Quintett SORAS. Andrea Kirchhofer schwärmt: «Mir gefällt ihr besonderer Zugang zu Sprache und Klang und es ist einfach sehr inspirierend, mit ihr zusammenzuarbeiten.» Na, dann sind wir gespannt darauf, was sich aus dieser Kollaboration herauskristallisieren wird!
Irina Ungureanu gewann 2023 den Moods Aïda Alliman Preis. Eine Aufnahme von ihrem Konzert «Lieder aus dem Schneckenhaus» mit Anna Trauffer aus dem Juni 2024:
Zugluft & Altfrentsche Besetzung
Sonntag, 12. April 2026, 19:00 Uhr
Für den letzten ihrer Carte-Blanche-Abende hat Kirchhofer im April Zugluft und die Altfrentsche Besetzung eingeladen. Gemeinsam werden sie Elemente aus Appenzeller Streichmusik und Jazz mit der imaginären Folklore Zuglufts verbinden. Die Schweizer Volksmusik hatte Kirchhofer lange ausgeklammert bei ihren Erkundungen verschiedener Volksmusik. Dank dem offenen und sorgfältigen Umgang der Altfrentschen Besetzung mit der Tradition, habe sie einen lustvollen Zugang dazu gefunden. «Mich interessiert der Groove, die zweistimmige Geige, das Ausbrechen – das berührt mich», sagt sie. Seit zwei Jahren ergänzt sie immer wieder das Trio Lincke, Härtel, Menzi zum Quartett. Andrea Kirchhofer schätzt die Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache sowohl in der langjährigen Zusammenarbeit bei Zugluft als auch mit der Altfrentschen Besetzung. Die zwei Bands im Rahmen der Carte Blanche aufeinandertreffen zu lassen sei eine Chance, nochmal ganz neue Facetten zu entdecken und Neues auszuprobieren. Und wir freuen uns sehr, mit ihr diese Entdeckungsreise anzutreten.

Andrea Kirchhofers Carte Blanche-Abende

  • Carte Blanche

    Andrea Kirchhofer

    • Zugluft & Jarry Singla

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  • Carte Blanche

    Andrea Kirchhofer

    • Andrea Kirchhofer & Irina Ungureanu

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    Andrea Kirchhofer

    • Zugluft & Altfrentsche Besetzung

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