Gisela Horat Trio: Das steckt hinter «Live in Leipzig»

Angela Ballhorn09-30-20252 min. Lesedauer

«Einfach Müde», «Die Gedanken drehen sich im Kreis» oder «Ein Schmerz» sind Kompositionstitel, mit denen alle etwas verbinden. Für die aus einem kleinen Urner Bergdorf stammende Pianistin Gisela Horat ist es wichtig, die Zuhörenden mitzunehmen. Es war ein grosser Schritt für sie und ihr Trio ein Album nicht wie sonst im Eigenverlag, sondern in der Troxler Art Edition bei Unit Records veröffentlichen zu können.

Klang ist der wichtigste Parameter für Gisela Horat. Lang ausklingende Noten bestimmen ihre Musik. Manchmal klingen ihre Töne wie Glocken, mal wird das Klavier auch mit Tischtennisbällen präpariert. Bei «Ein Augenblick» sind Tischtennisbälle auf den Saiten. «Der Effekt ist zufällig, ich spiele den Tischtennisbällen hinterher. Ich werfe die Bälle einzeln in den Flügel, manchmal springen sie, oft rollen sie nur über die Saiten.»Ein Blüthner-Konzertflügel und ein guter Konzertsaal waren der Startpunkt des Albums: «Der Veranstalter im Mediencampus Villa Ida in Leipzig nimmt alle Konzerte auf. Wir hatten vor dem Konzert nicht an die Aufnahmen gedacht, weil ich für November schon das Studio für die nächste CD-Aufnahme gebucht hatte. Deshalb haben wir unbelastet gespielt, wussten danach aber gleich, dass es gut war. Nach dem Durchhören war klar, dass wir veröffentlichen müssen.»Das Trio, das seit 2015 besteht, hatte nur begrenzt Zeit, den gut klingenden Saal zu testen. Gisela Horat erzählt, dass der Soundcheck sogar stattfand, bevor der Flügel gestimmt wurde. Aber schon da habe der Flügel besser geklungen als viele andere.
Obwohl die Musik sehr frei angelegt ist, geht das Trio mit einer Setliste auf die Bühne. Der Pianistin ist es wichtig, dem Publikum etwas über die Stücke mitzuteilen. «Gerade weil ich finde, dass es sehr abstrakte Musik ist. Wenn jemand weiss, dass das Thema Angst ist, kann er sich drauf einlassen. ’An meine Schwester denken’, ’Verloren’ oder ’Sisyphus’ – mit der Angabe kann man mehr mit der Musik anfangen.»Die Zusammenarbeit mit Samuel Büttiker und Simon Iten hat für die Pianistin einen hohen Stellenwert. Die beiden wurden ihr empfohlen, als sich eine andere Besetzung auflöste. «Wir hatten eine Audition, eine Probe und dann gleich das erste Konzert. Die Chemie war sofort da. Jeder nimmt wahr, wie es den anderen geht. Simon und Samuel merken, ob ich etwas müder unterwegs bin. Wir können spielen, wie ich Trio verstehe. Wir sind alle auf derselben Stufe, jeder übernimmt jede Funktion und wir wechseln uns ab. Das passiert intuitiv, nichts ist abgesprochen, alles geschieht aus dem Moment heraus.»Oft weiss das Trio nicht einmal selbst, wohin die Reise geht, die Improvisationen tönen jedes Mal anders. Startpunkte für die acht Tracks können Melodie-Schnipsel oder rhythmische Vorgaben sein, mal ist es die Stimmung. «Das waren meine wenigen Vorgaben für mein aktuelles Album. Gegenseitige Inspiration ist wichtig, sonst könnte ich mich auf Solokonzerte beschränken. Auch spannend, aber anders, weil es keine Mitmusiker gibt, die mir helfen. Ich habe ja nicht jeden Tag tolle Ideen. Aber wenn ich spiele, tauche ich in den Klang ein. Ich bade in den Tönen und geniesse jeden einzelnen.»

Das Gisela Hora Trio im Moods

  • Album Release «Live in Leipzig»

    • Gisela Horat Trio

      Jazz