Kaum ein Musikstil aus Afrika hinterliess in der westlichen Welt einen so bleibenden Eindruck wie Afrobeat.
Die Mischung aus afrikanischen Rhythmen, Funk und Jazz – aufgeladen mit provokativen, politischen Texten – findet bis heute Nachahmer*innen auf der ganzen Welt. Und der Einfluss auf andere Musikstile kann kaum überschätzt werden. Entstanden ist Afrobeat in den 70er Jahren in Nigeria. Als Erfinder und bis heute bekanntestes Aushängeschild gilt Fela Kuti. Dabei griff er zu einem grossen Teil auf einen Musikstil zurück, der in Ghana entstanden ist: Highlife.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts suchte die britische Kolonialverwaltung in Ghana nach Möglichkeiten, um die eigenen Beamten und Truppen zu unterhalten. Zu diesem Zweck wurden lokale Musiker*innen mit europäischen Instrumenten ausgerüstet und für Militärkapellen und Polizeiorchester geschult. Aus dieser Mischung von afrikanischen Musiktraditionen und europäischen Instrumenten entstanden diverse neue Genres. Der Stil, der sich bei der «High Society» besonderer Beliebtheit erfreute, wurde «Highlife» genannt.
Gilt als eine der ersten Highlife Aufnahme: Kwame Asare Yaa Amponsah (1928)
Die Jazz Kings, Cape Coast Sugar Babies und das Accra Orchestra zählen ebenfalls zu frühen Highlife Bands.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Highlife noch stärker mit Swing- und Jazz-Elementen ausgeschmückt, die von Militärangehörigen in Ghana eingeführt wurden. Diese Periode gilt auch als «klassischer Highlife». Etliche Big Bands entstanden, die nur so von Selbstvertrauen strotzten und sich dem Kampf für die Unabhängigkeit Ghanas anschlossen. Abhängig vom Bandleader wurde die Musik mit afro-kubanischen, kongolesischen und karibischen Elementen erweitert.
Fela Kuti und die Entstehung von Afrobeat
So begann auch Fela Kuti, der später als Begründer des Afrobeat in die Geschichte eingehen sollte, mit einer Highlife-Jazz Band, die er während seines Musikstudiums in London gründete.
Ende der 50er eigentlich für ein Medizinstudium nach London gekommen, schrieb sich Fela Kuti für ein Musikstudium ein, lernte Trompete und Musiktheorie und gründete die Band Koola Lobitos. Zurück in Nigeria gründete er die Formation neu, behielt den Namen aber bei. Während einer US-Tour 1969 kam er in Kontakt mit Funk und den Ideen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Beides floss in seine Musik ein, die er fortan als Afrobeat bezeichnete.
Nach seiner Rückkehr nach Nigeria taufte er seine Band in «Africa 70» um (später in «Egypt 80»), seine Texte wurden politischer und er gründete die Republik «Kalakuta», eine Kommune mit Aufnahmestudio, die er als unabhängig vom Staat deklarierte. Mittelpunkt seiner musikalischen und politischen Aktivitäten wurde der von ihm gegründete «Shrine Club» in Lagos.
Aufgrund seiner kritischen Texte und seiner Aktivitäten in der «Kalakuta Republic» kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Militär. Über 200 Mal soll Fela Kuti unter den verschiedensten Anschuldigungen verhaftet worden sein, seine Kommune wurde mehrmals vom nigerianischen Militär gestürmt und sein Aufnahmestudio zerstört.
Als er 1997 an den Folgen von AIDS starb, eine Krankheit, die er bis zu seinem Tod leugnete, strömten eine Million Menschen ins Stadion von Lagos, um ihn zu verabschieden. 77 Alben hatte er zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht, Musiker wie Miles Davis, Paul McCartney und viele mehr gehörten zu seinen Bewunderern.