Die französische Kontrabassistin Joëlle Léandre ist eine der dominanten Figuren der Neuen Musik und der freien Improvisation. Sie arbeitete unter anderem mit John Cage, Giacinto Scelsi und Steve Lace zusammen, die wie viele andere Stücke speziell für sie komponierten. Und ihre Arbeit als Interpretin, aber auch als Komponistin hat sie auf die renommiertesten Bühnen Europas, Amerikas und Asiens gebracht. Anfang der 1990er gründete sie zusammen mit Irène Schweizer und Maggie Nicols das feministische Improvisationstrio Les Diaboliques.
Vertonen wird sie eine Reihe kurzer Stummfilme:
The Dairymaid’s Revenge (US 1899, 2 min), Frank S. Armitage
Eine Milchmagd kommt mit zwei Eimern Milch an den Schultern aus dem Stall und trifft auf einen schick gekleideten jungen Städter. Dieser belästigt sie und verschüttet dabei etwas Milch. Sie beendet den Unfug in souveräner Selbstverteidigung und überschüttet ihn mit dem Rest des Eimers.
The Finish of Mr. Fresh (US 1899, 2 min), Frank S. Armitage
Während die Milchmagd an der Hüttentür rührt, will ein junger Mann sie davon überzeugen, dass sie nicht weiss, wie man die Kanne benutzt, und versucht, es ihr zu zeigen. Sein Mansplaining geht aber nach hinten los. Nach heftigem Schlagen explodiert der Rahm durch den Deckel der Kanne und bedeckt ihn.
Mary Jane’s Mishap (UK 1903, 4 min), George Albert Smith
Eine Haushälterin (gespielt von Smiths Ehefrau Laura Bayley) entfacht ein Feuer im Küchenherd, indem sie Petroleum auf den Herd legt. Es kommt zu einer Explosion, die sie bzw. ihre Überreste durch den Schornstein hinausbefördert. Später erhebt sich Mary Janes Geist aus ihrem Grab, um ihre Petroleumdose zu suchen. Erst wenn sie diese gefunden hat, kann sie zur Ruhe kommen.
La grève des nourrices (FR 1907, 12 min), André Heuzé
Einer Kinderfrau platzt der Kragen, sie kündigt ihre Arbeit und überredet alle anderen Kinderfrauen in ihrem Wohnhaus, es ihr gleich zu tun und in den Streik zu treten. Dieser weitet sich auf die ganze Stadt aus und überall lassen die Kinderfrauen ihre Schützlinge im Park und auf der Strasse zurück. Die verärgerten Care-Arbeiterinnen liefern sich tumultartige Strassenkämpfe mit der Polizei. Wer wird sich nur am Schluss um die Kleinsten kümmern?
La fureur de Mme Plumette (FR 1912, 6 min), director unknown
Als Mme Plumette ihre Periode kriegt, verabschiedet sich ihr Mann und geht Angeln. Das alles macht sie sehr, sehr wütend. Zunächst nimmt sie ihr unterlegene ins Visier. Aber dann gibt es kein Halten mehr: Den Mann, der sie auf der Strasse belästigt, trampelt sie bis in den Abflussdeckel. Auch ihr Dienstmädchen bekommt ihr Fett weg, zwinkert dem Betrachter aber kess zu, bildet eine Allianz mit einem Polizisten und gemeinsam versuchen sie, Madame zu überwältigen.
Lea sui pattini (IT 1911, 5 min), director unknown
Lea zieht sich ein Paar Rollschuhe an und verursacht eine Menge Chaos, fährt Leute um und hinterlässt eine Schneise der Zerstörung. Die Italienerin Lea Giunchi (1884-1938) war eine Zirkusartistin, bevor sie 1910 ins neue aufstrebende Medium wechselte und zuerst in Komödien und später auch in ernsten Filmen wie «Quo Vadis» (1913) Erfolge feierte.
Lea bambola (IT 1913, 6 min), director unknown
Ein junger Mann erfährt von seinem Vater, dass er so viel Geld haben kann, wie er will, wenn er das hässliche Mädchen seiner Wahl heiratet. Also lässt er seine Freundin Lea als lebensgrosse mechanische Puppe einfliegen, um die Sache mit einem grossen Éclat zu beenden.
La pile électrique de Léontine (FR 1910, 6 min), Roméo Bosetti
Ein paar Tölpel amüsieren sich, indem sie sich mit einem aufziehbaren Stromgenerator Schocks verpassen. Leontine stiehlt ihn und macht sich auf den Weg, um seine Wirkung zu ihrem grossen Amüsement an verschiedenen anderen Gruppen von Menschen zu testen.
Rosalie et son phonographe (FR 1911, 4 min), Roméo Bosetti
Rosalie erhält einen neuen Phonographen und es stellt sich heraus, dass beim Abspielen der Schallplatte alles und jeder einschliesslich der Möbel im Zimmer in seinen Bann gerät und beginnt, sich im Kreis zu drehen. Diese Verrücktheit setzt sich in jedem Raum fort, den sie mit dem Phonographen besucht, und verbreitet sich wie ein Lauffeuer.
Rosalie et Léontine vont au théâtre (FR 1911, 4 min), Roméo Bosetti
«Rosalie et Léontine vont au théâtre» zeigt uns das Publikum in einem Varieté-Theater. Es ist erfrischend zu sehen, was für ein chaotischer Raum das Theater war, so anders als heute, wo jeder ruhig sitzen soll. Rosalie und Leontine amüsieren sich prächtig und lassen sich so sehr auf die Show ein, dass sie eine absolute Anarchie schaffen, die für uns Zuschauer auch heute noch befreiend ist.» (Elif Rongen-Kaynakçi)
Cunégonde femme cochère (FR 1913, 6 min), director unknown
Der Ehemann von Cunégonde hat sich das Bein gebrochen. Da er seinen Pflichten als Kutscher nicht nachkommen kann, nimmt seine energische Frau seinen Platz ein. Auf Anhieb überfährt sie fast einen östlichen Mystiker, der die Kutsche dazu verflucht, sich in eine Vielzahl ärgerlicher Formen zu verwandeln, und zwar jedes Mal, wenn Cunégonde neue Fahrgäste aufnehmen will.