Ein Hikikomori hat extreme Angst davor, die Komfortzone zu verlassen. Er zieht sich aus der Gesellschaft zurück und vermeidet jeglichen Kontakt. Nach und nach schaltet er die Kommunikationskanäle zu anderen Menschen ab, bis er sich in seinem kleinen Raum sicher fühlt. Er verbringt die Tage damit, zu schlafen, fernzusehen oder sich in virtuelle Welten zu vertiefen. Sein Zimmer verlässt er nicht mehr, zunächst nur für einige Tage, dann über Wochen, Monate, sogar Jahre. Überfordert vom Beziehungsgeschehen, überfordert von den Ansprüchen, die von aussen an ihn herangetragen werden, aufgefressen von negativen Stimmen, die, im Inneren amplifiziert, im ewigen Loop drehen. Und immer wieder das Gefühl, einfach anders zu sein. Hier ich - da draussen die anderen, dazwischen ganz viel Unsicherheit. Wir sind keine Hikikomori, aber wir reiben uns daran, die meisten ein Leben lang.
Joana Aderi nutzt ihre Moods Carte Blanche, um ein Stück zu komponieren und auf die Bühne zu bringen. Urbaner Jazz, aufgelöste Melodien in freihängenden Akkorden, Flashbacks von Renaissance Harmonik, absurde Pop Einstreuer, gehalten von leerer, minimaler Elektronik: Ihre Musik ist eigentlich immer als Collage angelegt. Sie liebt schnelle, überraschende Wechsel und Stilbrüche «der guten Art».